Grundlagen der Reinigungstechnik



1. Schmutz und Stäube


1.1 Definition von Schmutz

= Materie am falschen Platz

Folge:

  • Beeinträchtigt das Aussehen von Oberflächen
  • Senkt das Hygieneniveau
  • Kann zu mechanischen oder chemischen Schäden führen



1.2 Die verschiedenen Schmutzarten

  • Lose aufliegender Schmutz (z.B. Staub, Sand)
  • Fixierter Schmutz (z.B. Fett, Kleberreste, Zucker, Eiweiß, Chemische Schädigungen (werden z.B. hervorgerufen durch Säuren, Lösungsmittel etc. Sie wirken auf das Material ein und verändern durch diesen Prozess das ursprüngliche Material z.B. Korrosion, Ablagerungen)
  • Mechanische Schädigungen (abrasive Substanzen z.B. Sand; ungeeignete Hilfsmittel z.B. „falsche“ Pads; mechanische Einwirkungen z.B. Möbelrücken)
  • Mikroorganismen (Bakterien, Viren, Pilze)

Mechanische Reinigung

Beseitigung von lose aufliegender Verschmutzung z.B. durch Kehren

Reinigung mit Tensiden

Tenside zerteilen, emulgieren, dispergieren den Schmutz und halten ihn in der Schwebe

Reinigung durch chemische Umwandlung des Schmutzes

Alkalien: z.B. durch Verseifung (tierische und pflanzliche Fette) Säuren: z.B. Zementschleier, Kalkablagerung, Metallabrieb

Reinigung mit Lösemitteln

Durch reines Ablösen ohne chemische Reaktion, z.B. Mineralöl, Teer, Harz

Reinigung mit Desinfektionsmitteln

Durch Abtötung der Mikroorganismen z.B. Aldehyde, QAV, Glucoprotamin etc.



2. Chemische Grundlagen


2.1 der PH-WERT

Der pH-Wert gibt Auskunft über den sauren oder alkalischen Charakter von wässrigen Lösungen (z.B. Reinigungsmitteln).
Er ist ein Maß dafür, wie sauer, alkalisch oder neutral eine Flüssigkeit reagiert.


PH-WERT

Beispiel von Verschmutzungen:

Sauer:

Urinstein, Rost, Zementschleier, Kalkablagerungen

Alkalisch:

Pflanzliche und tierische Fette, Öle, Hautfett, Kosmetika, Wachs- und Polymerdispersionsfilme



2.2 Wasserhärte

Die Wasserhärte ist bedingt durch die im Wasser gelösten Calcium und Magnesiumsalze. Je mehr solcher Salze enthalten sind, desto härter ist das Wasser.

Bereich Bezeichnung Wasserhärte
1 weich 0 - 7
2 mittel 7 - 14
3 hart 14 - 21
4 sehr hart >21


2.3 Wasser

Wasser ist unser Transportmedium und das Medium mit dem der Schmutz gelöst wird.

Eigenschaften von Wasser in der Reinigung:

  • Wasser zeigt auf Oberflächen eine schlechte Benetzung, bedingt wird dies durch die Oberflächenspannung.
  • Wasser versucht die Oberfläche klein zu halten, deshalb bilden sich Tropfen


Durch die Zugabe von Tensiden wird die Oberflächenspannung herabgesetzt.

Die „Aufarbeitung“ von Wasser geschieht durch Zugabe von Reinigungsmitteln.
-> Reinigungsmittel enthalten wiederum in der Regel Tenside.



2.4 Tenside

Es gibt verschiedene Gruppen von Tensiden. Je nach Gruppe haben sie eine unterschiedliche Reinigungsleistung.

Anionische Tenside: * Beste Reinigungsleistung
* Hohe Schaumbildung
Kationische Tenside: * Schlechteste Reinigungsleistung
* Wird als desinfizierende Komponente genutzt
Amphotere Tenside: * Haben reinigungstechnisch keine Bedeutung
* Schwache Reinigungsleistung
Nichtionische Tenside: * Zweitbeste Reinigungsleistung
* Geringere Schaumbildung als anionische Tenside

Seifen (Seifenreiniger)

Seifenreiniger sind aufgrund der Zusätze von synthetischen Tensiden reinigungsaktiver als Schmierseife.
Sie sind umweltverträglicher, hautfreundlicher und materialschonender.

Säuren

Säuren sind Substanzen, die in wässrigen Lösungen sauer reagieren.

Sie dienen hauptsächlich der Sanitärreinigung (Kalk, Urinstein) und der Entfernung von Zementschleier.

Einteilung der Säuren nach ihrer Stärken

Starke Säuren Mittelstarke Säuren Schwache Säuren
* Salzsäuren * Ameisensäure * Essigsäure
* Schwefelsäure * Phosphorsäure * Oxalsäure
* Flußsäure * Kohlensäure
* Salpetersäure * Blausäure
* Amidosulfonsäure * Zitronensäure



Essigsäure

Besitzt ein schwaches Kalklösevermögen!

Achtung:

Essigsäure wirkt äußerst korrosiv gegen Kupfer, Messing und ähnliche Materialien. Essigsäure kann durch Kratzer und Risse in der Verchromung das darunter liegende Metall angreifen und schädigen.



Alkalien

Alkalien sind Substanzen, die in wässrigen Lösungen alkalisch reagieren.
Alkalien sind u. a. in Grundreinigern, Fettlösern und Schmierseifen enthalten.

Gebräuchliche Alkalien sind:

  • Kalilauge
  • Natronlauge
  • Ammoniak
  • Silikate
  • Amine
  • Phosphate
  • Soda



Lösungsmittel

Es wird hier unterschieden zwischen wassserlösliche und wasserunlösliche Lösungsmittel.

Wasserlösliche Lösungsmittel sind z.B. Alkohole und Glykole Einsatz in folgenden Reinigungsmitteln:

  • Alkohlreiniger
  • Allzweckreiniger
  • Automatenreiniger
  • Grundreiniger


Wasserunlösliche Lösungsmittel sind z.B. Benzol, Tuluol, Paraffine Einsatz in folgenden Reinigungsmitteln:

  • Bohnerwachse
  • Lösungsmittelgrundreiniger



Komplexbildner

Sind Substanzen, die die Härtebildner des Wassers inaktivieren.

Komplexbildner sind z.B. Citrate, Gluconate, NTA/EDTA, Phosphate

Pflegemittel

Wachse und Polymere
Sie dienen dem Schutz (Werterhaltung) von Oberflächen, verbessern die Optik und sind die Basis zur leichteren Unterhaltsreinigung.

Wachse sind:Naturwachse (Bienenwachs, Canaubawachs), Syntetische Wachse

Polymere sind: Polyacrylate, Polystyrol (Mischpolymerisate)


Desinfektionswirkstoffe

  • Aldehyde
  • Alkohole (Ethanol, Isopropanol, n-Propanol)
  • QAV – Quaternäre Ammoniumverbindungen
  • Halogene (Chlor, Jod)
  • Aktivsauerstoff
  • Amine (Glucoprotamin)
  • Metalle (Quecksilbersalze, Silbersalze


3. Reinigungsfaktoren


3.1 "Sinnerscher Kreis"

"Der Sinnersche Kreis" (nach Herbert Sinner) geht davon aus, dass vier Parameter hauptsächlich den Erfolg einer Reinigung bestimmen.

Sinnerscher Kreis

Diese vier Grundparameter einer jeden Reinigung sind somit die genannten

Chemie (Reinigungschemie),
Mechanik (Reinigungstechnik),
Temperatur
und Zeit.

Alle vier Faktoren sind voneinander abhängig, aber untereinander in ihrer Größe veränderbar.

Sie machen den Erfolg eines Reinigungs- oder auch Desinfektionsvorganges aus, müssen im exakten Verhältnis zueinander stehen und ergeben stets dieselbe Gesamtsumme.

  • Zeit beeinflusst Chemie
  • Temperatur beeinflusst Chemie
  • Zeit beeinflusst Mechanik
  • Temperatur beeinflusst Mechanik
  • Chemie beeinflusst Mechanik